April 2015

Hier kommt euer Terminkalender für den April 2015 (vergesst nicht Dienstag, den 31.März um 19:05 Uhr, Frank Willmann live im FanRaum!):
Viel Fußball in der zukünftigen sportlichen Heimat Maschpark, der in den nächsten Jahren deutlich gepimpt werden soll.
Auch wenn der Abstieg mittlerweile durch den Nichtantrag einer Oberliga-Lizenz feststeht, sollten die Heimspiele doch zum Pflichtprogramm gehören.
Ostern z.B. könnt ihr gleich Heimspiele erleben, die Zeit davor, danach und auch dazwischen versüßt euch der FanRaum.
Schon am Wochenende darauf kommt Northeim zu deren selbsternannten „Derby“, das richtige Derby gibt es ja erst nächstes Jahr wieder, da die SVG ihren Aufstieg noch verkackt.
Die Stimmen dürften aufgrund des Brauereibesuches am Vorabend gut geölt sein (-> jetzt noch Supporters Crew Mitglied werden und ab in den Bus!).
Der BG SoWi-Abend, das legendäre Dartturnier 505, ein Abend zum juristischen Abschluss der Celle-Verfahren, spontane Treffen und ein Heimspiel an einem Freitagabend runden den April ab.
Anfang Mai kommt dann Christoph Ruf in den FanRaum, um aus seinem Buch „Kurvenrebellen“ zu lesen und zu diskutieren.

Wir freuen uns auf euch!
Allez 05
#allezu05

Kassiber aus der Gummizelle

Wenn wir schon im Stadion z.Zt. wenig Spaß haben, so haben wir diesen im FanRaum doch desöfteren – in den unterschiedlichsten Facetten ;-).
Am kommenden Dienstag, den 31.03.2015 zum Beispiel, haben wir ab 19:05 Uhr Frank Willmann zu Besuch, der aus seinem neuesten Buch „Kassiber aus der Gummizelle“ liest und bestimmt auch die ein oder andere Geschichte ohne Buchvorlage auf Lager hat.
Seine Lesereise führt ihn einmal quer durch die Republik und Teile der Schweiz und sorgte bislang für volle Hütten.
Wir freuen uns auch bei uns auf viele BesucherInnen und Frank!
Achja, der Eintritt ist natürlich frei!

Es folgt der Ankündigungstext unseres Lieblingsverlags „Die Werkstatt“ (http://www.werkstatt-verlag.de)

„Geschichten vom Fußball

Des Fußballs letzte Abenteuer: Frank Willmanns wilde Touren durch Ostdeutschland und den Rest der Welt

Wild und unberechenbar – Frank Willmann schreibt so, wie der Fußball es sein sollte. Auf seinen Reisen durch Ostdeutschland und den Rest der Welt nimmt er vor allem den Fußball abseits des Glamours in den Blick: ob er verzweifelte Fans von Stahl Brandenburg besucht, die tief gespaltene Szene bei Dynamo Dresden beschreibt oder sich an den schwarzen Schnee in den ostdeutschen Braunkohlerevieren erinnert, der hier einst auf die Fußballfelder rieselte.
Voller Sarkasmus mosert Willmann gegen die Bayern, und mit bissigem Witz schildert er die letzten Abenteuer, die der Fußball zu bieten hat. Beispielsweise einen Trip zu den Fußballfeldern des Balkans, zu fünft in einem alten Passat Kombi.

»In seinen Texten schafft es Frank Willmann, ins etablierte, dauerironische Fußball-Feuilleton mit einem eigenen, berserkernd literarischen Sound reinzugrätschen.«
Markus Hesselmann, »Der Tagesspiegel«“

Ein mickriges Törchen

Die Serie hält. Zugegebenermaßen keine schöne Serie. Es ist schließlich noch gar nicht sooo lange her, da gab es Serien von ungeschlagenen Spielen, nicht von 1:4-Niederlagen am Stück.
Erfreulicherweise fanden sich bei gefühlten -15 Grad im Schatten gut 300 ZuschauerInnen im Maschpark ein, darunter ein beträchtlicher Teil Arminen aus Hannover und einige Hopper. Arminia gegen 05 zieht doch tatsächlich immer noch ein bisschen.
Auch der neue Catering-Standort und die Abschaffung dieses merkwürdigen Markensystems sollte unbedingt beibehalten werden.
Selbst fußballerisch waren zumindest 60 Minuten einigermaßen ansehnlich, warum in der letzten halben Stunde regelmäßig gar nichts mehr geht, müssen vielleicht Trainergespann und Psychologen beantworten.
Außer Drochtersen zu Hause und das nicht stattgefundene 1:7 in Spelle, haben wir im Grunde keinen einzigen Gegner gesehen den wir nicht hätten schlagen können. Da fällt mir gerade ein, dass es sowohl in Fanszene als auch innerhalb der Mannschaft gibt, die noch nicht einen Sieg der Götter bewundern durften. Halle zählt nicht. Schön, dass ihr trotzdem dabeibleibt.
Bleibt zu hoffen, dass wir im nächsten Jahr eine mindestens konkurrenzfähige, wenn nicht sogar oben mitspielende Mannschaft bewundern dürfen. Landesligameister können wir schließlich.
So blieb am Ende dieses Sonntags doch wieder nur dieses eine mickrige Törchen.

And now for something completely different: Heimspiel!

So Petrus und die GoeSF es möglich machen, geschieht am Sonntag ab 15 Uhr im Maschpark wahrlich unglaubliches: wir haben ein Heimspiel.
Auch wenn die Saison gefühlt schon durch ist, wollen wir sie doch einigermaßen anständig über die Bühne kriegen.
Eine erste Gelegenheit dazu ergibt sich für Euch ab 12:05 Uhr im FanRaum, wo wir hoffentlich Besuch von unseren alten Freundinnen und Freunden von der Strafraummiliz erwarten, die ihre Arminia aus Hannover begleiten.
Herzlich Willkommen im schönsten Raum der Welt!
Anschließend zeigt unsere Mannschaft herausragenden Fußball und ballert „die Blauen“ zurück nach Bischofshol.
Das will sich ja nun wirklich niemand entgehen lassen, oder?!
#allezu05

Ansprache zur Stolpersteinverlegung und Besuch der Familie Ibson

Nachfolgend die Ansprache zur Stolpersteinverlegung für Familie Katz am Dienstag, den 17. März 2015:

„Der Mob zieht durch die Straßen der Stadt.
Rassistische Parolen erklingen.
Man feiert sich und ein neues Deutschland.
Steine, Wegplatten und Gullideckel fliegen.
Fensterscheiben zerbersten.
Eigentum wird verwüstet.

Am 28. März 1933 steht Ludolf Katz vor dem Geschäft seiner Eltern. Vielleicht steht er exakt an dem Ort, an dem sich die Stolpersteine seiner Familie nun befinden.

Er will die Übergriffe fotografisch festhalten, will bei den Behörden sein Recht als freier Bürger der Stadt einfordern. Ein Recht, welches die Juden zu diesem Zeitpunkt faktisch bereits verloren haben.

Hier, vor der Groner Straße 9, wird er von Angehörigen der SA angegriffen, verfolgt und in einem Hinterhof zusammengeschlagen. Später wird man behaupten, er habe den marodierenden Mob provoziert. Es ist der Beginn einer schlimmen Zeit für die Göttinger Juden, für die Familie Katz …

Liebe Anwesende, liebe Angehörige der Familie Ibson,

als sich die Supporters Crew 05, der Fandachverband des 1. SC Göttingen 05, der Aufbereitung der jüdischen Geschichte von 05 annahm, geschah dies, um dem Vergessen zu begegnen. Ludolf Katz, der 15 Jahre lang Mitglied des Vereins war, und seiner Familie gilt hier und heute unser Gedenken:

Ludolfs Vater war Leopold Katz. Der 1875, in Alsfeld geborene Geschäftsmann, arbeitete in seiner Geburtsstadt im Manufakturwarengeschäft seines Vaters.

Ludolfs Mutter war Mathilde Apt. Sie wurde 1878 in Niederaula, als ältestes von sechs Mädchen geboren. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter lebte und arbeitete sie im Textilgeschäft ihrer Tante in Geismar.

Mathildes Schwester Fanny war es, die die beiden zusammen brachte.

1902, nach Leopolds Militärausbildung, heirateten sie und zogen nach Göttingen.
Hier übernahmen sie das Manufaktur- und Textilgeschäft von Leopolds Verwandten in der Groner Str. 11.

1903 kam ihr Sohn Ludolf auf die Welt.

In den folgenden Jahrzehnten erweiterte das Ehepaar die Geschäftsräume auch auf die Häuser mit der Nummer 10 und 9. Die 1905 erworbene Nummer 9 wurde zum ständigen Wohnhaus der Familie.

1911 wurde Ludolfs Schwester Rosa geboren.
Sie erkrankte im Alter von zwei Jahren an Kinderlähmung.
Dank der Hilfe eines Göttinger Spezialisten wirkte sich die Polio nur als leichte Behinderung aus. Sie schränkte die aktive Frau zeitlebens kaum ein.

Für die Mutter war es jedoch eine schwere Zeit, denn sie führte während des Ersten Weltkriegs das Geschäft alleine.
Leopold Katz diente vier Jahre im deutschen Heer.

Mit dem Ende des Kriegs ging es in der Groner Straße stetig aufwärts.
Das Haus mit der Nummer 9 brummte vor Geschäftigkeit.
Das Ehepaar Katz lebte hier nicht nur mit seinen Kindern, sondern beherbergte auch zahlreiche Lehrlinge.
Nach Ladenschluss wurde über Abrechnungen und Textilwaren gewerkelt und nicht selten sang Mathilde Katz mit schöner Stimme zur Zither.

Ludolf besuchte das Realgymnasium, das heutige Felix-Klein-Gymnasium.
Rosa ging auf das Lyzeum, das heutige Hainberg-Gymnasium.

Rosa hatte die musikalische Ader ihrer Mutter geerbt und studierte nach ihrer Schulzeit Musik in Kassel.
Später bestritt sie ihren Lebensunterhalt mit Klavierunterricht.

Ludolf stieg in die Fußstapfen seiner Eltern und arbeitete bald im Göttinger Geschäft, bald in anderen Städten. Seine Leidenschaft galt dem Sport. Neben Tennis und Kegeln, widmete er sich insbesondere dem 1. Göttinger Sportklub von 1905. Außerdem leitete er den jüdischen Jugendverein der Stadt.

Drei Jahrzehnte lang war die Familie Katz ein wichtiger Teil des gesellschaftlichen und kaufmännischen Wirkens in Göttingen.
Leopold und Mathilde pflegten Freundschaften zu nichtjüdischen Familien und nahmen als Theaterabonnenten am kulturellen Leben der Stadt teil.

Doch über diese guten Jahre legte sich ein Schatten.
Antijüdische Stimmung machte sich in Göttingen breit. Die Stadt der Studentenbünde war ein Brutherd der rassistischen Ideologie des Nationalsozialismus.

Mit der Machtergreifung wurde den Juden in Göttingen nach und nach der Zugang zum gesellschaftlichen Leben abgeschnürt.
Ablehnung, Hass und Gewalt machten das Alltägliche zur Tortur.

Als er vom SA-Mob zusammen geschlagen wurde, war Ludolf Katz 29 Jahre alt.

Seine Familie war eine deutsche Familie.
Sein Vater war für Deutschland in den Krieg gezogen.
Seine Mutter, seine Schwester und er hatten sich weit über das normale Maß in Göttingen engagiert.
Nichts von alledem zählte mehr.

Lange Zeit kämpfte die Familie darum, ihr gesellschaftliches Ansehen zu wahren. Ein hoffnungsloser Kampf, denn die Stadt und ihre Bürger brachten ihnen weder Respekt entgegen, noch ließen sie ihnen ihre Würde.

Die Kinder von Leopold und Mathilde erkannten die fatale Entwicklung.
Rosa Katz wanderte im Februar 1937 in die USA aus.
Dort heiratete sie den deutsch-jüdischen Emigranten Kurt Ibson.
Ihr Bruder Ludolf folgte mit seiner Frau Reneé, im Oktober 1938, nach.

Die Eltern blieben in Göttingen.
Sie wollte nicht wahrhaben, dass sie ihrer Existenz beraubt werden sollten.
Alles was sie hatten, was sie waren, verbanden sie mit dieser Stadt, mit dieser Straße, mit diesem Haus.

Nur wenige Tage nach Ludolfs Emigration wurde in der Pogromnacht das Wohneigentum der Familie zerstört.
Später wurde das Ladeninventar an nichtjüdische Geschäfte verteilt.

Leopold Katz verkaufte als einer der letzten Göttinger Juden sein Geschäft zu einem Spottpreis. Das Ehepaar musste beim neuen Eigentümer zur Miete leben.

Rose und Ludolf versuchten verzweifelt sie aus dem Land zu bekommen. Doch es war zu spät. Als die Schiffstickets sie erreichten, herrschte Krieg und sie durften das Deutsche Reich nicht mehr verlassen.

Mathilde und Leopold Katz wurden am 26. März 1942 über Trawniki ins Warschauer Ghetto deportiert. Von dort schrieb Leopold seinen Kinder noch vom Tod ihrer Mutter durch Typhus. Er selbst blieb verschollen.

Ludolf Katz starb am 14. August 1994 in Sarasota, Florida mit 91 Jahren.
Seine Schwester Rose starb am 17. Februar 2013 in Rockville, Maryland im Alter von 100 und einem Jahr.

Als wir vor einem Jahr zu forschen begann, waren es Ludolfs Briefe, die einen Faden zur jüdischen Vergangenheit unseres Vereins woben. Ein Faden, der sich auch mit anderen Namen verbindet und schließlich zur Groner Straße 9 zurück führte:

Wir wollen heute auch des Kaufmannslehrlings Julius Löwenstein gedenken.
Er arbeitete und lebte hier im Geschäftshaus des Ehepaares Katz.
Julius Löwenstein wurde 1897 in Banteln geboren und entfloh mit seiner Frau dem nationalsozialistischen Terror nach Argentinien.
Dort starb er am 17. Juli 1985 in Buenos Aires.
Er erzählte seinen Kindern nie von Göttingen.
Das erlebte Grauen ließ ihn verstummen.

Für uns, von der Supporters Crew 05, sind diese Stolpersteine nicht nur Gedenken, sondern auch eine Mahnung an gegenwärtige und kommende Generationen:

„Bleibt wachsam, steht auf und ruft: „Nie wieder!““

Familie Ibson besuchte anschließend unseren FanRaum, an dem sich die Gedenktafel für Ludolf Katz befindet.

Ansprache zur Stolpersteinverlegung und Besuch der Familie Ibson

Nachfolgend die Ansprache zur Stolpersteinverlegung für Familie Katz am Dienstag, den 17. März 2015:

„Der Mob zieht durch die Straßen der Stadt.
Rassistische Parolen erklingen.
Man feiert sich und ein neues Deutschland.
Steine, Wegplatten und Gullideckel fliegen.
Fensterscheiben zerbersten.
Eigentum wird verwüstet.

Am 28. März 1933 steht Ludolf Katz vor dem Geschäft seiner Eltern. Vielleicht steht er exakt an dem Ort, an dem sich die Stolpersteine seiner Familie nun befinden.

Er will die Übergriffe fotografisch festhalten, will bei den Behörden sein Recht als freier Bürger der Stadt einfordern. Ein Recht, welches die Juden zu diesem Zeitpunkt faktisch bereits verloren haben.

Hier, vor der Groner Straße 9, wird er von Angehörigen der SA angegriffen, verfolgt und in einem Hinterhof zusammengeschlagen. Später wird man behaupten, er habe den marodierenden Mob provoziert. Es ist der Beginn einer schlimmen Zeit für die Göttinger Juden, für die Familie Katz …

Liebe Anwesende, liebe Angehörige der Familie Ibson,

als sich die Supporters Crew 05, der Fandachverband des 1. SC Göttingen 05, der Aufbereitung der jüdischen Geschichte von 05 annahm, geschah dies, um dem Vergessen zu begegnen. Ludolf Katz, der 15 Jahre lang Mitglied des Vereins war, und seiner Familie gilt hier und heute unser Gedenken:

Ludolfs Vater war Leopold Katz. Der 1875, in Alsfeld geborene Geschäftsmann, arbeitete in seiner Geburtsstadt im Manufakturwarengeschäft seines Vaters.

Ludolfs Mutter war Mathilde Apt. Sie wurde 1878 in Niederaula, als ältestes von sechs Mädchen geboren. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter lebte und arbeitete sie im Textilgeschäft ihrer Tante in Geismar.

Mathildes Schwester Fanny war es, die die beiden zusammen brachte.

1902, nach Leopolds Militärausbildung, heirateten sie und zogen nach Göttingen.
Hier übernahmen sie das Manufaktur- und Textilgeschäft von Leopolds Verwandten in der Groner Str. 11.

1903 kam ihr Sohn Ludolf auf die Welt.

In den folgenden Jahrzehnten erweiterte das Ehepaar die Geschäftsräume auch auf die Häuser mit der Nummer 10 und 9. Die 1905 erworbene Nummer 9 wurde zum ständigen Wohnhaus der Familie.

1911 wurde Ludolfs Schwester Rosa geboren.
Sie erkrankte im Alter von zwei Jahren an Kinderlähmung.
Dank der Hilfe eines Göttinger Spezialisten wirkte sich die Polio nur als leichte Behinderung aus. Sie schränkte die aktive Frau zeitlebens kaum ein.

Für die Mutter war es jedoch eine schwere Zeit, denn sie führte während des Ersten Weltkriegs das Geschäft alleine.
Leopold Katz diente vier Jahre im deutschen Heer.

Mit dem Ende des Kriegs ging es in der Groner Straße stetig aufwärts.
Das Haus mit der Nummer 9 brummte vor Geschäftigkeit.
Das Ehepaar Katz lebte hier nicht nur mit seinen Kindern, sondern beherbergte auch zahlreiche Lehrlinge.
Nach Ladenschluss wurde über Abrechnungen und Textilwaren gewerkelt und nicht selten sang Mathilde Katz mit schöner Stimme zur Zither.

Ludolf besuchte das Realgymnasium, das heutige Felix-Klein-Gymnasium.
Rosa ging auf das Lyzeum, das heutige Hainberg-Gymnasium.

Rosa hatte die musikalische Ader ihrer Mutter geerbt und studierte nach ihrer Schulzeit Musik in Kassel.
Später bestritt sie ihren Lebensunterhalt mit Klavierunterricht.

Ludolf stieg in die Fußstapfen seiner Eltern und arbeitete bald im Göttinger Geschäft, bald in anderen Städten. Seine Leidenschaft galt dem Sport. Neben Tennis und Kegeln, widmete er sich insbesondere dem 1. Göttinger Sportklub von 1905. Außerdem leitete er den jüdischen Jugendverein der Stadt.

Drei Jahrzehnte lang war die Familie Katz ein wichtiger Teil des gesellschaftlichen und kaufmännischen Wirkens in Göttingen.
Leopold und Mathilde pflegten Freundschaften zu nichtjüdischen Familien und nahmen als Theaterabonnenten am kulturellen Leben der Stadt teil.

Doch über diese guten Jahre legte sich ein Schatten.
Antijüdische Stimmung machte sich in Göttingen breit. Die Stadt der Studentenbünde war ein Brutherd der rassistischen Ideologie des Nationalsozialismus.

Mit der Machtergreifung wurde den Juden in Göttingen nach und nach der Zugang zum gesellschaftlichen Leben abgeschnürt.
Ablehnung, Hass und Gewalt machten das Alltägliche zur Tortur.

Als er vom SA-Mob zusammen geschlagen wurde, war Ludolf Katz 29 Jahre alt.

Seine Familie war eine deutsche Familie.
Sein Vater war für Deutschland in den Krieg gezogen.
Seine Mutter, seine Schwester und er hatten sich weit über das normale Maß in Göttingen engagiert.
Nichts von alledem zählte mehr.

Lange Zeit kämpfte die Familie darum, ihr gesellschaftliches Ansehen zu wahren. Ein hoffnungsloser Kampf, denn die Stadt und ihre Bürger brachten ihnen weder Respekt entgegen, noch ließen sie ihnen ihre Würde.

Die Kinder von Leopold und Mathilde erkannten die fatale Entwicklung.
Rosa Katz wanderte im Februar 1937 in die USA aus.
Dort heiratete sie den deutsch-jüdischen Emigranten Kurt Ibson.
Ihr Bruder Ludolf folgte mit seiner Frau Reneé, im Oktober 1938, nach.

Die Eltern blieben in Göttingen.
Sie wollte nicht wahrhaben, dass sie ihrer Existenz beraubt werden sollten.
Alles was sie hatten, was sie waren, verbanden sie mit dieser Stadt, mit dieser Straße, mit diesem Haus.

Nur wenige Tage nach Ludolfs Emigration wurde in der Pogromnacht das Wohneigentum der Familie zerstört.
Später wurde das Ladeninventar an nichtjüdische Geschäfte verteilt.

Leopold Katz verkaufte als einer der letzten Göttinger Juden sein Geschäft zu einem Spottpreis. Das Ehepaar musste beim neuen Eigentümer zur Miete leben.

Rose und Ludolf versuchten verzweifelt sie aus dem Land zu bekommen. Doch es war zu spät. Als die Schiffstickets sie erreichten, herrschte Krieg und sie durften das Deutsche Reich nicht mehr verlassen.

Mathilde und Leopold Katz wurden am 26. März 1942 über Trawniki ins Warschauer Ghetto deportiert. Von dort schrieb Leopold seinen Kinder noch vom Tod ihrer Mutter durch Typhus. Er selbst blieb verschollen.

Ludolf Katz starb am 14. August 1994 in Sarasota, Florida mit 91 Jahren.
Seine Schwester Rose starb am 17. Februar 2013 in Rockville, Maryland im Alter von 100 und einem Jahr.

Als wir vor einem Jahr zu forschen begann, waren es Ludolfs Briefe, die einen Faden zur jüdischen Vergangenheit unseres Vereins woben. Ein Faden, der sich auch mit anderen Namen verbindet und schließlich zur Groner Straße 9 zurück führte:

Wir wollen heute auch des Kaufmannslehrlings Julius Löwenstein gedenken.
Er arbeitete und lebte hier im Geschäftshaus des Ehepaares Katz.
Julius Löwenstein wurde 1897 in Banteln geboren und entfloh mit seiner Frau dem nationalsozialistischen Terror nach Argentinien.
Dort starb er am 17. Juli 1985 in Buenos Aires.
Er erzählte seinen Kindern nie von Göttingen.
Das erlebte Grauen ließ ihn verstummen.

Für uns, von der Supporters Crew 05, sind diese Stolpersteine nicht nur Gedenken, sondern auch eine Mahnung an gegenwärtige und kommende Generationen:

„Bleibt wachsam, steht auf und ruft: „Nie wieder!““

Familie Ibson besuchte anschließend unseren FanRaum, an dem sich die Gedenktafel für Ludolf Katz befindet.

Stolpersteinverlegung für Familie Katz

Als Fortsetzung unseres Gedenkens an Ludolf Katz, nehmen wir aktiv an der Stolpersteinverlegung für die Familie Katz am Dienstag, den 17. März 2015 ab 14 Uhr in der Groner Str. 9 in Göttingen teil.
Vier Stolpersteine für Leopold und Mathilde Katz, die 1942 in das Ghetto Warschau deportiert und dort ermordet wurden, sowie ihre beiden Kinder Rosa und Ludolf, die vor der Reichspogromnacht in die USA fliehen konnten, werden in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Göttingen e.V. (GCJZ) und der Stadt Göttingen verlegt.

Grußwort von Heiner J. Willen (GCJZ)
Verlegung von Gunter Demnig
Musik von Yoko Teuteberg (Klarinette)
Wer war Familie Katz? Dirk Mederer (Supporters Crew 05 e.V.)

Presse zu Ronny Blaschke

„Antisemitismus im Fußball – kein Problem, das erledigt ist
Der Journalist und Autor Ronny Blaschke sensibilisiert im 05-Fanraum für Judenfeindlichkeit im Sport

Gehört das Thema Antisemitismus im Fußball der Vergangenheit an? Ronny Blaschke, Journalist und preisgekrönter Buchautor, glaubt nicht. „Krasse Vorfälle“ gebe es nicht mehr, dafür aber einige neue Beispiele. „Wann wird es gefährlich“, fragt sich der 33-Jährige. Auf Einladung der Supporters-Crew 05, dem Dachverband der 05-Fans, war der gebürtige Rostocker im 05-Fanraum zu Gast. Titel seines Vortrags: „Zwischen Abgrund und Aufbruch“.

Antisemitische Denkmuster seien nach wie vor tief in der Gesellschaft verankert, macht Blaschke eingangs deutlich – und natürlich äußern sie sich dann auch im Stadion. In den 60er- bis 80er-Jahren war das noch anders, unterstreicht der Journalist, der bisher drei Bücher im Göttinger Verlag Die Werkstatt publiziert hat. Der Holocaust war noch gesellschaftlich tabuisiert, thematisiert wurde er im Stadion in Form antisemitischer Parolen: „Schindler-Juden, wir grüßen euch“, war auf einem Banner deutscher Fans bei einem Länderspiel in Polen zu lesen. In der ehemaligen DDR wurde der BFC Dynamo von rivalisierenden Fans als „Juden-Berlin“ bezeichnet, obwohl der Stasi-Klub keinerlei jüdische Vergangenheit hatte. Vielmehr griffen beim übermächtigen Hauptstadt-Vertreter klassische antisemitische Deutungsmuster: der Verein als einflussreicher „Geld-Jude“.

Hermann Gerland, heute beim FC Bayern, damals in den 90er-Jahren Trainer beim von der Göttinger Gruppe gesponserten Tennis Borussia Berlin, einem Verein mit jüdischen Wurzeln, bekam einmal zu hören: „Dich stecken wir auch noch in den Ofen.“ Doch antisemitische Ausfälle werden auch heute noch registriert. So wurde im Jahr 2012 Kaiserlauterns Itay Shechter beim Auslaufen von den Fans als „Drecksjude“ bezeichnet. Der DFB hat sich laut Blaschke lange um das Thema „herumgedrückt“, unter anderem mit der Verleihung des Julius-Hirsch-Preises aber seit einigen Jahren den Kurs geändert.

„Die Erinnerungskultur wird intensiver“, sagt Blaschke und meint damit unter anderem die späte Würdigung des ehemaligen FC-Bayern-Präsidenten Kurt Landauer. Fans von Ajax Amsterdam bezeichnen sich selbst trotzig als „Super-Juden“, auch wenn sie gar nicht jüdischen Glaubens sind. Und in Berlin sollen im Sommer die Maccabi-Games mit 2000 jüdischen Sportlern stattfinden. Dass die Spiele jedoch, gerade auch im Hinblick auf die islamistische Gefahr, der höchsten Sicherheitsstufe unterliegen und ein Klub wie Makkabi Berlin ständig von einer Polizeistreife bewacht werden muss, spricht für sich – und für Blaschkes These: „Zwischen Abgrund und Aufbruch.““

Quelle: Eduard Warda (GT Sportbuzzer vom 14.03.2015)

Zwischen Abgrund und Aufbruch

Ronny Blaschke – Zwischen Abgrund und Aufbruch
Freitag, den 13.März ab 19:05 Uhr im FanRaum der Supporters Crew 05 e.V. in Göttingen

Wie antisemitische Vorurteile im Fußball ein Ventil finden – und wie man ihnen frühzeitig begegnen sollte.
Ein Vortragsabend mit dem Journalisten Ronny Blaschke

Für die Bundesrepublik ist 2015 ein besonderes Jahr. Die Befreiung von Auschwitz und das Ende des Zweiten Weltkrieges liegen siebzig Jahre zurück. Doch noch immer leben antisemitische Vorurteile in der Gesellschaft fort. Laut einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung glauben mehr als 15 Prozent der Befragten, dass Juden in Deutschland zu viel Einfluss hätten. Wie äußern sich diese Klischees im Fußball? Immer wieder sagen Funktionäre: Der Antisemitismus in den Stadien sei verschwunden. Ronny Blaschke beschreibt eine andere Wahrnehmung: Der Berliner Journalist macht anhand vieler Vorfälle aus jüngerer Vergangenheit deutlich, wie sich die Judenfeindschaft im Fußball gewandelt und verlagert hat – verschwunden war sie nie. Blaschke klärt über Hintergründe auf – und nennt Beispiele, wie das Medium Fußball gegen Antisemitismus genutzt werden kann: 2015 werden die diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland fünfzig Jahre alt. Noch bevor sich Politiker die Hände reichten, hatte es einen Austausch zwischen Fußballern aus beiden Ländern gegeben – der Sport hat bis heute hunderte Partnerschaften ermöglicht, zwischen Schulen oder Universitäten. Auch deshalb finden in diesem Sommer erstmals die Europäischen Makkabi-Spiele in Berlin statt. Wo Hitler bei Olympia 1936 sein Regime bejubeln ließ, werden nun mehr als 2000 jüdische Athleten ihre Wettkämpfe austragen. Ronny Blaschke stellt die jüdische Sportbewegung vor – zwischen Abgrund und Aufbruch.

Vita:

Der Journalist Ronny Blaschke beleuchtet seit gut einem Jahrzehnt die gesellschaftlichen Hintergründe des Sports. Er beschreibt Gewalt und Menschenfeindlichkeit im Fußball: unter anderem für das Deutschlandradio, die Süddeutsche Zeitung und Die Zeit. Mit seinem Buch „Versteckspieler – Die Geschichte des schwulen Fußballers Marcus Urban“ löste er eine intensive Debatte über Homophobie aus. Mit „Angriff von Rechtsaußen – Wie Neonazis den Fußball missbrauchen“ bestritt er rund 200 Vorträge: in Fanprojekten, Schulen, Jugendtreffs. Für seine Arbeit wurde Blaschke mehrfach ausgezeichnet, z. B. 2013 mit dem Julius-Hirsch-Ehrenpreis des DFB.

Wir freuen uns auf einen spannenden Abend im FanRaum!

Zwischen Abgrund und Aufbruch

Ronny Blaschke – Zwischen Abgrund und Aufbruch
Freitag, den 13.März ab 19:05 Uhr im FanRaum der Supporters Crew 05 e.V. in Göttingen

Wie antisemitische Vorurteile im Fußball ein Ventil finden – und wie man ihnen frühzeitig begegnen sollte.
Ein Vortragsabend mit dem Journalisten Ronny Blaschke

Für die Bundesrepublik ist 2015 ein besonderes Jahr. Die Befreiung von Auschwitz und das Ende des Zweiten Weltkrieges liegen siebzig Jahre zurück. Doch noch immer leben antisemitische Vorurteile in der Gesellschaft fort. Laut einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung glauben mehr als 15 Prozent der Befragten, dass Juden in Deutschland zu viel Einfluss hätten. Wie äußern sich diese Klischees im Fußball? Immer wieder sagen Funktionäre: Der Antisemitismus in den Stadien sei verschwunden. Ronny Blaschke beschreibt eine andere Wahrnehmung: Der Berliner Journalist macht anhand vieler Vorfälle aus jüngerer Vergangenheit deutlich, wie sich die Judenfeindschaft im Fußball gewandelt und verlagert hat – verschwunden war sie nie. Blaschke klärt über Hintergründe auf – und nennt Beispiele, wie das Medium Fußball gegen Antisemitismus genutzt werden kann: 2015 werden die diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland fünfzig Jahre alt. Noch bevor sich Politiker die Hände reichten, hatte es einen Austausch zwischen Fußballern aus beiden Ländern gegeben – der Sport hat bis heute hunderte Partnerschaften ermöglicht, zwischen Schulen oder Universitäten. Auch deshalb finden in diesem Sommer erstmals die Europäischen Makkabi-Spiele in Berlin statt. Wo Hitler bei Olympia 1936 sein Regime bejubeln ließ, werden nun mehr als 2000 jüdische Athleten ihre Wettkämpfe austragen. Ronny Blaschke stellt die jüdische Sportbewegung vor – zwischen Abgrund und Aufbruch.

Vita:

Der Journalist Ronny Blaschke beleuchtet seit gut einem Jahrzehnt die gesellschaftlichen Hintergründe des Sports. Er beschreibt Gewalt und Menschenfeindlichkeit im Fußball: unter anderem für das Deutschlandradio, die Süddeutsche Zeitung und Die Zeit. Mit seinem Buch „Versteckspieler – Die Geschichte des schwulen Fußballers Marcus Urban“ löste er eine intensive Debatte über Homophobie aus. Mit „Angriff von Rechtsaußen – Wie Neonazis den Fußball missbrauchen“ bestritt er rund 200 Vorträge: in Fanprojekten, Schulen, Jugendtreffs. Für seine Arbeit wurde Blaschke mehrfach ausgezeichnet, z. B. 2013 mit dem Julius-Hirsch-Ehrenpreis des DFB.

Wir freuen uns auf einen spannenden Abend im FanRaum!